Sucre

Wir schaffen es endlich einmal, einen Bus kurz vor Abfahrt zu erwischen und so den Preis zu drücken. Ich freue mich riesig über umgerechnet 20 Cent Verhandlungserfolg.

Am nächsten Tag gucken wir zunächst ein bisschen in der Stadt rum. Die Menschen in Sucre, offiziell noch Hauptstädter, benehmen sich auch genau so. Hier sieht man kaum Cholitas, viele Markenklamotten und viele hohe Nasen. Dann buchen wir eine Quadtour, ich wollte das unbedingt machen. Wir latzen 800 Bs. Julia und ich sitzen auf einem Quad und bekommen dazu 1 Führer und einen „Übersetzer“ nur für uns. 3 Runden Slalom auf dem Fussballfeld zum Üben und ab geht die wilde Britze. 1 Stunde habe ich mit Julia hinten drauf Fun auf der fettesten Maschine (max speed 120 km/h), die der Veranstalter im Stall hat. Danach übernimmt Julia das Steuer, fährt 10 Minuten lang super. Kurze Pause und ein Poservideo später kommen wir leicht rechts von der „Strassse“ ab, dann geht alles ganz schnell: 2 Sekunden später liegt das Quad auf dem Kopf, die Räder drehen durch, Benzin läuft aus. Julia liegt daneben, ich bin irgendwie zum Stehen gekommen. Gott sei Dank kommt sie mit ein wenig Aua am Kopf und am Steissbein davon, bei steckt nur der Schock in den Knochen, sonst alles in Ordnung. Nach elend langen 2 Minuten kommen Limber und Ivan, unsere Guides, die schon um die Ecke vorgefahren waren, zurück. Gemeinsam kriegen wir das Gefährt umgedreht, das fortan aber nicht mehr bremsen kann. Also tauschen wir, ich fahre das rote Gerät mit Schaltung und einer Julia,  die die Nerven behält, hinten drauf zurück.

Das war’s, unsere erste Quadtour. Hat gut Bock gebracht, bis zum Unfall. 70 latzen wir noch für die kaputte Bremse.

Am Dienstag holt uns Sascha von der Plaza ab, um uns seine Arbeitsstelle zu zeigen. Den Hannoveraner weltwärts-FSJler hatten wir auf unserer Salar-Tour kennengelernt. Vormittags arbeitet er mit jugendlichen Straftätern und deren unausgebildeten Betreuern und nachmittags im Kinderheim. Wir holen mit ihm die Kinder von der Schule ab und verbringen einen Nachmittag mit ihnen. Die 6 Jungs haben entweder keine Familien mehr, oder wurden von überforderten Eltern hier abgegeben. Sie geniessen, dass mit Sascha jemand da ist, der sich für sie interessiert und ihnen Programm bietet: Fussballspielen oder Fahrradfahren abseits der Gleichgültigkeit der anderen Betreuer und deren antiquierten Disziplinierungsmethoden (in einer Reihe aufstellen, im Gleichschritt marschieren etc.). Ausser zur Schule dürfen die Jungs nie raus und auch niemanden einladen. Nachts werden sie eingeschlossen. So freuen sie sich umso mehr, wenn Sascha mit ihnen mal einen Ausflug unternimmt. Wir erleben die 6 als ziemlich süss und relativ glücklich. Als wir gehen, wirkt es, als hätte unser Besuch sie gefreut, auch wenn die Kommunikation schwierig war, da wir von ihrem Kauderwelsch so gut wie nichts verstehen konnten.

(Fotogalerie aus dem Heim darf aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht gezeigt werden.)

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