Salar de Uyuni

Die Salar de Uyuni-Tour ist Standard bei allen Bolivientouristen. Es gibt 70 Anbieter, die genau die gleiche 3-Tages-Tour anbieten. Versprochen werden unglaubliche Landschaften und Naturphänomene. Davon angezogen machen wir uns aus Cocha mit mehreren Bussen und einem Umstieg auf der wohl schlechtesten Strasse Boliviens über Nacht auf nach Uyuni. Doch die dann folgende Tour entschädigt komplett für die schlaflose Nacht und das Ankommen zu unchristlicher Zeit und in eisiger Kälte am frühen Morgen in Uyuni.

Zähneputzen vor Abfahrt

Zähneputzen vor Abfahrt

Was wir in den ersten 2 Tagen sehen, übertrifft unsere Erwartungen noch. Schon der Salar an sich, eine wirklich riesige (12qkm) glatte weisse Salzfläche beeindruckt unglaublich. Egal ob mit geschlossenen Augen minutenlang geradeauslaufen oder sich fernab der Gruppe einfach hinlegen und die ganze Welt unter sich spüren, diese surreale Landschaft hält unfassbare Erfahrungen für uns bereit. Ausserdem kann man lustige Fotos machen.

Aber auch die Umgebung des Salar hat es in sich: Da wären der cemeterrio de trenes, der Zugfriedhof, Relikt aus einer besseren Zeit, als Bolivien noch ein gutausgebautes und befahrenes Schienennetz hatte, bevor ein gieriger Präsident die Züge nach Chile verkauft hat. Dann gibt es Landschaften, die an Australien oder den wilden Westen erinnern, die ich aber so nicht in Südamerika erwartet hätte: Riesige Felsformationen aus rotem Lavagestein gemischt mit Allerlei Kakteen und dem Vollmond darüber prangend. Eine Insel mit noch viel mehr Kakteen, die zu Zeiten des Urmeers, das gaaanz früher den gesamten Salar bedeckte, ein Korallenriff war und jetzt 1000 Jahre alte, ziemlich imposante Kakteen beherbergt. Und dann in der Höhe verschneite Berge, orkanartige Windstärken und nur noch ein paar Moose und Flechten, die diesen rauen Bedingungen ihren Lebensraum abringen. Dazwischen heisse Quellen und Lagunen, in denen sich auch bei Minusgraden wie heute Flamingos tummeln (an dieser Stelle Musiktip: das Album von MC Fitti – #Geilon). Wenn man versuchen würde, das was wir hier sehen auf ein Wort herunterzubrechen, so wäre es vermutlich unfassbar. Unfassbare Landschaften, unfassbare Flora und Fauna und vor allem unfassbare Farben. Das Einzige, was die Unfassbarkeit ab und zu stört, sind unfassbar viele Touristen, die genau wie wir mit ihren Jeeps an den Hotspots Halt machen und sich drängeln, um den schönsten Flamingo im Flug zu knipsen. Zum Glück kennt unser Führer Fabio die Gegend auch abseits der ausgetretenen Pfade und kann uns immer wieder an Orte führen, an denen wir „unter uns“ sind.

Wegen Schneestrum und Schneeverwehungen können wir am Ende des zweiten Tages unsere geplante Route nicht mehr fortsetzen. Wir haben mit Fabio glücklicherweise einen sehr erfahrenen Guide, der das Risiko nicht eingeht und mit uns zurück nach Uyuni. Andere trifft das Schicksal härter. Mehrere Autos bleiben im Schnee stecken oder kippen im Sturm um, viel Touristen sind gezwungen in ihren Jeeps zu übernachten, bis am nächsten Tag Helikopter aus La Paz kommen, um sie zu befreien. Der Schnee ist am dritten Tag nicht verflogen und so bastelt Fabio ein entspanntes Ersatzprogramm bestehend aus der Besichtigung einer Minenstadt und dem Bad in heissen Quellen. Den bis dahin mit uns gefahrenen Belgiern ist das zu langweilig und sie beschliessen, sich einem anderen Trupp anzuschliessen, der einen noch erreichbaren Vulkan besteigen will. So haben wir die Gelegenheit, Fabios Frau und kleinstes Kind einladen zu können, die uns erst verhalten und dann ausgelassen auf den Spielplatz der Bergarbeiterstadt begleiten und uns dann ein Mittagessen in der öffentlichen Badeanstalt zubereiten (Man stelle sich das kurz bei uns im Paracelsus-Bad vor: Eine Gruppe, die allerhand Töpfe, Dosen und Geschirr herauskramt und genüsslich ihr Mittagsessen schnabuliert). Fabio und seine Familienmitglieder sind, wie die meisten Bolivianer, denen ich bis jetzt begegnet bin, sehr nette Menschen: Höflich, zuvorkommend, fröhlich und vor allem sehr ruhig.

Nach unserem 3-Tages-Trip durch`s Kalte sind wir froh, ein Zimmer im einzigen Hotel Uyunis, welches über eine Heizung verfügt, gebucht zu haben. Noch abends verabschieden wir uns von Julias Eltern, ab morgen gehen wir getrennte Wege.

 

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