Cochabamba

Nach meinem ersten Flug mit Stopover (in La Paz), auf dem ich die skurill-chaotische Situation erlebe, dass 10 Bolivianer in das Flugzeug steigen und alle Plätze auf ihre Weiterflugbereitschaft checken (#Ameisenhaufen), einer quälend langen Wartezeit in Santa Cruz und einem lächerlich kurzen Flug Santa Cruz – Cochabamba, der praktischerweise wieder in Richtung La Paz zurückgeht (s. Wolframalpha), bin ich endlich da: Cochabamba, Studentenhauptstadt und Geburtsstätte des Wasserkampfes (Film-Tipp: También la lluvia) und natürlich auch der Ort, an dem ich endlich, endlich, endlich Julia wiedertreffen werde. So kommt es dann auch, ein wunderbarer Moment, als wir uns am Flughafen treffen.

Der Taxifahrer fährt uns für umgerechnet 2 Euro durch die Stadt zur Wohnung von Julias Schwester Marie, welche den Startpunkt für unsere Reise bildet. Anschnallen ist hier sowieso nicht und übereinander sitzen kein Problem, so dass wir bequem zu viert zwei vorne und zwei hinten fahren.

Marie und ihre FSJ-Kolleginnen haben eine Wohnung im Stadtzentrum gemietet und absolvieren jetzt ihre letzten freiwilligen Wochen hier. So kommt es, dass ein paar Minuten nachdem wir angekommen sind, die Nachmieterin Martine mit Sack und Pack auf der Matte steht. Nachdem wir die Wohnung mit ihren Möbeln vollgestellt und uns ein provisorisches Bett gebaut haben, gehen wir zügig schlafen. Obwohl ich seit Miami über den Wolken nur noch geschlafen habe, kann ich eine ordentliche Mütze Schlaf in einem richtigen Bett jetzt gut gebrauchen.

In den nächsten Tagen entdecke ich mit Julia Cochabamba. Wir klettern auf den Cristo (der hier wohl noch höher ist, als das Original in Rio de Janeiro) und haben einen herrlichen Ausblick auf die Stadt.

El Cristo

El Cristo

Wir besuchen ein Kloster und erfahren, wie es sich lebt, wenn frau mit 15 bis zu ihrem Tod allein mit Gott und ein paar anderen Nonnen eingesperrt wird. Die nicht wirklich grosse und vor allem sehr düstere Anlage liegt umgeben von hohen Mauern mitten in der Stadt, so dass die drinnen alles von draussen hören, ohne jemals raus zu können. Bis heute leben 8 Frauen diesen Albtraum. Wir erleben die Kulinarik der Strasse, besonders, als wir abends über ein Fest der Virgin Carmen streifen. Alles Essen auf der Strasse ist fritiert und wenn sich doch mal ein Salatblatt auf dem Pappteller verirrt, tut man gut daran, das nicht zu essen. Was ich natürlich gleich bei erster Gelegenheit missachte. Trotzdem bleibe ich, Gott sei Dank, von Parasiten und ähnlichen Magen-Darm-Scherereien verschont, die normalerweise jeden hier am Anfang plagen (UPDATE 2 Wochen später: mittlerweile hab ich es auch 2 mal durch.) Nach ein paar Tagen nimmt Marie uns auch mit in den Kindergarten. Einen halben Tag lang spielen wir mit den Kindern Zugfahren und Fussball und reisen mit den Bremer Stadtmusikanten.

Der Star im Kindergarten

Der Star im Kindergarten

Bolivien ist so, wie ich es mir vorgestellt habe. Alles ist hier einfach einfach. Gemütlich, langsam, niedrigtechnologisiert.

3 Gedanken zu „Cochabamba

  1. Niedrigtechnologisiert ist ein schöner Aphorismus. Aber ja – die Denkrichtung stimmt: reich ist nicht der, der viel hat, sondern mit wenig auskommt! In diesem Sinne, gute, sparsame, erholsame Reise! Paps

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