Tupiza

Die Sonne knallt in den Bus und es wird unertraeglich heiss drinnen. Fenster aufmachen moechte wegen des draussen wuetenden Sandsturmes auch keiner. Dabei war der Plan so einfach gewesen: Mit einem entspannten Bus ueber Tag wollten wir nach Tupiza fahren, um noch etwas vom Tag zu haben. Tja, schade dass das mit dem entspannt nicht so der Fall ist. Zur Hitze kommt voellige Ueberbelegung durch immer weiter zu- (aber nie aus-)steigene Fahrgaeste. Darunter leiden besonders 3 kleine Kinder, die stundenlang komplett in Winterklamotten eingepackt im Gang stehen. Jammern tun sie nicht, genau wie alle anderen bolivianischen Kinder immer alles gelassen hinnehmen. Als ich der Ältesten meinen Sitzplatz anbiete und mich selbst auf die Armlehne verfrachte, kommen wir ins Gespräch. Ich lasse mir von der 7-jährigen und ihrem 4-jährigen Bruder, der inzwischen mit auf den Sitz gerutscht ist, erzählen, wie sie heissen, woher sie kommen und was mein Spanisch akut noch so hergibt. Dann ürfen sie Bilder in meinem Reiseführer schmökern. Zu all ihren Kommentaren kann ich nur freundlich lächeln und ab und zu „si, si“ sagen, bis mich der Kleine frech fragt, ob ich denn überhaupt sprechen könne („¿No puedes hablar?“). Ich versuche ihm noch zu erklären, dass ich andere Sprachen ganz vernünftig spreche, was aber bis wir endlich und mit einer Stunde Verspätung ankommen, nicht so richtig bei ihm ankommt.
Die schon aus dem Bus wild-west-mässig anmutende Landschaft entdecken wir in den nächsten Tagen zu Fuss und zu Pferd. Die vielfältigen Farben hinterlassen wie schon im Salar bleibende Eindrücke. Das strahlende Blau des Himmels mischt sich mit roten Felsformationen, auf denen grüne Kakteen und Bäume spriessen, im Hintergrund die mächtigen schneeweiss getünchten, schwarzen Berge (Noch schöner als hier beschrieben habe ich die Landschaft nur in mein Tagebuch gemalt. Wer freundlich fragt, darf die 4-Farben-Bic-Kuli-Idylle in Berlin bestaunen).
Wir wandern in einen Canyon nahe der Stadt. Auf dem Weg dorthin begegnen uns Menschen, die vor der Kulisse einfachster Behausungen mit vorzeitlichen Werkzeugen Landwirtschaft betreiben. Meine erste Assoziation ist Afrika. Abgemagerte Pferde und mehrere Ziegen- und Kuhgruppierungen, die Herde zu nennen eine Ubertreibung wäre, quetschen sich zwischen Bahnschienen und Flussbett, welches jetzt zur Trockenzeit nur ein spaerliches Rinnsal in seiner Mitte fuehrt, was ein Paar aber nicht davon abhaelt, den 3stündigen Wochenwasch hier zu vollbringen (natuerlich wäscht sie, er hat ja schon das Auto hergefahren).

Nach einer Stunde Wanderung von der „Busendstation“ (Stationen gibt es hier nicht, man muss auf gut Glück aussteigen) betreten wir den Canyon von Palala alto. Am Anfang  laufen wir noch in den Spuren der Jeeps, die das hier als letzte Touri-Station auf mehrtägigen Rundreisen durch die Umgebung nutzen, bald schon aber sind wir alleine. Fast. Nur noch die Stille existiert um uns herum, kein Geräusch dringt von der Strasse, den Gleisen oder den Tieren bis hier. Wir verweilen endlos lange Minuten und wandern dann von Glück erfüllt zurück in die Stadt.

Auf unserer horse riding Tour werden wir drei Stunden lang zu zweit durch die Umgebung geführt. Von unserem 16-jährigen Guide können wir einiges über das Leben eines Jugendlichen hier erfahren. Er, Johnny, arbeitet schon viele Jahre neben der Schule und führt Ausritte mit Touristen. Ich frage ihn, was er mit einer Tour verdient. Er bekommt für die 3 Stunden 10 Bs. Wir haben 210 Bs bezahlt. Wenn Johnny 5 Touren die Woche macht, reicht das gerade für die halbe Miete, die Wohnung teilt er sich mit seinem Bruder. Sein Traum ist es zu studieren, um dann Tierarzt für Pferde zu werden.

Voller Spannung nehmen wir den Nachtbus nach Potosí, wo uns die höchste Stadt der Welt, eine verteufelte Mine und bestimmt viel Kälte erwarten.

2 Gedanken zu „Tupiza

  1. Hey Lobosch, das klingt alles schon wieder #übelstgeilon! Aber Hauptsache du erwähnst mit keinem Wort eine Ente, die eine E-Gitarre in den Flügeln (??) hält! xD und…. Riesen-Pizza mit OLIVEN!! 🙂 viel Spaß weiterhin, ich freu mich auf den nächsten Artikel!

    Grüße Basti

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