Out of Zagreb

Als wir aufwachen ist das Wasser überall. Natürlich hat das Dach nicht gehalten. Mit meiner Isomatte schwimme ich in einer Zementpfütze. Ich bekomme schlechte Laune, als ich sehe, dass es immer noch wie aus Kübeln gießt. Alles, was über Nacht nicht doppelt verpackt war, ist dank der Luftfeuchtigkeit auch durch.

Wir stopfen erstmal alles in die Rucksäcke, in der Hoffnung die Sachen irgendwann irgendwo im Trockenen aufhängen zu können. Wir wollen nur noch raus aus dieser Stadt, die uns außer Regen nichts mehr zu bieten hat. Wir holen uns ein paar Infos ein und entscheiden uns für den Nachtzug nach Sarajevo, wo ich über Olli 1,2 Kontakte bekommen habe. Den Tag verbringen wir in der mall, wo ein halbherziger Versuch, sich von hinten ins Kino zu schmuggeln, am aufmerksamen Kassenpersonal scheitert (anscheinend verdienen die hier nicht so mies wie bei uns). Am PC in der Hotellobby nebenan geht mit Windows 2000 und InternetExplorer 6 auch nicht so die Party ab. Felix liest mir ein paar Kurzgeschichten vor, was meine Verfassung nur unwesentlich aufheitert. Das ist also mein erster Reise-Down. Ich fühle mich kränklich (auf Grund der vorangegangenen Nacht wohl auch kein Wunder) und würde am liebsten nur jammern. Aber da ist dieser Louis in meinem Kopf und spricht mahnend: „Komm schon Lobosch, jetzt mal ein bisschen behaviour zeigen!“ So verstreichen irgendwie der Nachmittag und der frühe Abend. Irgendwann kaufen wir uns ein  Kartenspiel und spielen ein Spiel, was ein Kumpel von Felix von irgendwelchen Pazifikinseln mitgebracht hat. Wir taufen es Tomas zu Ehren liebevoll pikkenoleka (zu deutsch „Arschbrand“, leider weiss ich die richtige Schreibweise nicht.). Den löchrigen Regelteppich flicken wir mit ein paar Improvisationen. Vor Abfahrt des Zuges setzen wir uns vor die Post und hauen unser restliches Essen in die Campingkocherpfanne. Wir steigen in den Zug und von Zagreb bleiben uns vor allem Enttäuschungen und Grapefruitsaft (Insider-Alarm!) im Kopf. Wir versuchen das Ganze in einem Lied lyrisch zu verarbeiten. Aus dem Nachbarabteil klopft es empört an die Wand, noch bevor wir zum zweiten Teil, dem Lobgesang auf Sarajevo, kommen.

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