Das letzte Frühstück mit Daplu&Daplu ist organisatorischer Natur. Die beiden planen ihren Weg zurück in die Mutterstadt und ich versuche ihre Atlaskarten in möglichst hoher Auflösung abzufotografieren, was irgendwie nur dürftig klappt.
Die beiden bringen mich zu einer Landstraße in meine Richtung, unterwegs male ich mir mein erstes Tramp-Schild dieser Tour (den Bus hatte ich doch wieder verworfen).
Ich brauche 3 Stunden für das erste Auto. „Das kann ja heiter werden“, denke ich mir. Ich komme mit netten jungen Menschen bis Ljubljana. 2 Anschlüsse sind schnell gefunden, der 2. Typ sammelt mich unter Einsatz seines Lebens direkt auf der Autobahneinfahrt ein, schmeisst sich dann einen Schwedisch-Extremkurs in den CD-Player und redet die ganz Fahrt über kein Wort mit mir. 1km vor der kroatischen Grenze muss er abbiegen und schlägt mir vor, ganz easy zu Fuß einzureisen. Mache ich dann auch (wie auch sonst?). Die Leute zeigen mir einen Vogel, anstatt mich mitzunehmen. Als ich an der Grenze ankomme ist es dunkel. Das ist der Punkt, an dem Du als Hitchhiker verzweifelst, keiner nimmt einen im Dunkeln mit. Die Polizisten an der Grenze zeigen mir einen Vogel, anstatt mit weiterzuhelfen. Ich wandere bis zur ersten Mautstelle und warte sehr, sehr, sehr lange. Ich suche mir einen Platz, um mein Zelt aufzubauen. Einmal halte ich mein Schild noch hoch, halb aus Witz, halb aus Verzweiflung. Der Typ kurbelt die Scheibe runter, heraus dröhnen fette Bässe. „Are you going to Zagreb, Mister?“ „I am“ sagt eine Stimme, die man vom Ton sofort in der Bronx verortet. „May I come in?“ frage ich Ice-Cube. „Fuck noooo!….ahahaaha just kidding.“ Ich schließe meinen Mund wieder. Im Stillen danke ich meiner Käppi. Bestimmt nimmt er mich mit, weil Mr. Flatcap aus Miami (aber er wurde in NY geboren, so Unrecht hatt ich also nicht) denkt, wir wären Seelenverwandte. Die Fahrt nach Zagreb wird verrückt. Er arbeitet für eine Firma, die angeblich mit Leder handelt, ich kann mir vorstellen, dass da noch andere Rohmaterialien im Spiel sind. Jedenfalls ist er eingeflogen, um morgen 100.000€ von einem Kunden einzutreiben (Die Amis sind da irgendwie immer nicht so scheu, mit ihren Zahlen zu prahlen). Achso und wie? „I’ll kick his ass, man!“ Oh, na dann viel Erfolg wünsche ich. Vorher muss er aber dringend bis 20.00Uhr (das war vor 5min) bei WesternUnion eine dicke Überweisung abholen. Zu diesem Behufe fährt er einhändig mit Worpgeschwindigkeit durch die Innenstadt, während er am Telefon einen Menschen nach dem Weg fragt, der ihn anscheinend nicht ganz genau kennt. Der Auskunftmensch kann einem nur leidtun. Also einfach ein paar Taxis überholen und unterwegs brüllend nach dem Bahnhof fragen. Dort setzt er mich nach der Ralley auch ab.
Ein paar Minuten später kann ich endlich Felix in die Arme schließen. (Klingt schwul? Ist einfach nur pure Freude) Ich bin dankbar, dass Felix und Tomas uns ein Hostelzimmer gebucht haben. Tomas ist Felix‘ Bishierhinreisekumpel und ich lerne ihn kennen, wie er ziemlich betrunken mit der Rezeptionisten flirtet. Ich begehe heute Abend noch 2 Fehler: 1. Ich rauche mit Tomas seine „pipe of good ideas“ (Ich kann seinem Aufruf „Whoooo wants to smoke the pipe of good ideas?!“ nicht widerstehen.) 2. ist ein Folgefehler: Ich trinke direkt im Anschluß aus meiner einzigen Wasserflasche, woraufhin diese für die nächsten 6 Liter ungenießbar wird. Für den Abend sind wir mit 2 Mädels verabredet, die die beiden irgendwoher kennen. Let’s go, let’s do this, die Party kann beginnen.
Purer Neid. Wenn ich deine Artikel lese versetzt mich das so derbe in Reisestimmung, wobei Fernweh die ärgerliche Begleiterscheinung ist. Aber danke für die Texte, ick fühl ma mittendrin statt nur dabei. Viel Spaß weiterhin
Lieber Lobosch! Ich bin noch ganz außer Atem, aber es ging ja doch alles wie auf dem Fließband bisher, oder? Du schreibst herrlich! Kram Gerhild.
12 sep 2012 kl. 16:24 skrev loboschunterwegs :
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Ich freue mich schon auf die nächsten Beiträge! Macht Spaß zu lesen! Die Fotos gefallen mir auch.
Drücker, Tanja