Endlich Meer

Wir entscheiden, mit dem Zug nach Constanta zu fahren und kaufen uns Tickets für den nächsten Morgen kurz nach 8. Wie töricht. Natürlich wachen wir nach 9 auf, ohne eine Ahnung, was mit dem Wecker war. Der teuflische Plan besteht daraufhin darin, einfach den gleichen Zug am nächsten Morgen zu nehmen und die „Ich bin ein deutscher Touri und verstehe nichts“-Nummer zu spielen, falls es brenzlig wird.

deutsche Touris

Gesagt, getan, am nächsten Morgen steigen wir in aller Herrgottsfrühe in den Zug.

Die „Ich bin ein deutscher Touri und verstehe nichts“-Nummer zieht leider überhaupt nicht, die Kontrolleure weigern sich beharrlich, unser Ticket zu stempeln. Englisch ist, na klar, nur sehr begrenzt und so sind wir wieder mal auf mittelschwere Wunder angewiesen. Das kommt in Gestalt von Christian daher: Seineszeichens schwuler Psychologe für rumänische Drönabhängige und gerade vor allem interessant, weil er uns gegenüber sitzt. Erst wird mithilfe seiner Mutter am Telefon wie wild hin&her gedolmetscht: Rumänisch, Deutsch, Englisch, Spanisch, alles ist dabei. So können wir den Schaffnern klarmachen, dass wir nicht erneut für ein Ticket zahlen werden (zumal sich der Preis mittlerweile verdoppelt hat). Als wir an der nächsten Station irgendwo in der Walachei (stimmt fast im wörtlichen Sinne) aussteigen sollen, haben wir darauf nicht mehr so Bock. Ein Backsteinhäuschen im Nirgendwo und 5 Stunden auf den nächsten Zug warten, die Kombi ist jetzt nicht ultra-verlockend. Findet auch Chris und erklärt auf Spanisch, dass sich die Schaffner mit 20€ ein schönes Mittagessen gönnen könnten. „Me entiendes?“ Si claro: Zwicke zwischen die Fahrscheine gesteckt und die Schaffner gebeten, sich das Datum nochmal ganz genau anzuschauen.

Stempel drauf, weiterfahren. 1. aktive Bestechung: Check!

Wir nehmen den Bus in den Norden, zu den Stränden von Mamaia, eine Empfehlung, die uns Chris zusammen mit seiner Handynummer für Notfälle gegeben hat.

Meer

Licht und Schatten des Massentourismus fallen hier brutal auf uns herab. Die Strandpromenade mit ihren Cafés und Kiosken, mit ihren Restaurants und natürlich ihren hunderten Hotels einsnebendemandern, auf der sich während der Sommermonate bestimmt tausende Touris drängeln, ist einen Monat später wie leergefegt. Menschenleere Strände und Buchten bis zum Horizont, wo sich majestätisch der Industrie- und Ölhafen erhebt.

mehr Meer

mehr Meer

Wir chillen den Tag über auf den Liegen am Strand einer sich gerade noch im Bau befindlichen Bettenburg.

Da alle Restaurants geschlossen sind, geht’s zum 24/7 Minimarket, um Brot und Belag einzukaufen. Dieser hat sich perfekt an die Bedürfnisse seiner Kunde in dieser Saison angepasst: Die Atzen vom Bau. Eine 6-türige Glasfront gewährt Ausblick auf Unmengen an Bier in allen erdenklichen Formen, Größen und Farben. Die anderen Schränke, die nebenan minderwertige nichtalkoholische Getränke und Lebensmittel anbieten wirken kläglich und angestaubt.

Wir campen diese Nacht direkt auf dem Strand, wodurch wir mitternachts bei Vollmond in’s Meer rennen können.

Geil.

Morgen am Meer

Morgen am Meer

2 Gedanken zu „Endlich Meer

  1. Pingback: Grenze Peru-Bolivien | loboschunterwegs

Schreibe einen Kommentar