El camino de la muerte

In eisiger Kälte checken wir um 7:30 Uhr aus dem Hostel aus, um noch schnell 2 trockene Brötchen zu frühstücken. Um 8 Uhr geht’s im micro-Bus vom Büro der Agentur Vertigo-Tours los. Hoch, immer höher, la Cumbre. Der auf 4.700m gelegene Ort ist Startpunkt aller Fahrradtouren die Straße des Todes hinunter und sonst eigentlich nichts. Wir bekommen unsere Räder und die übliche Sicherheitskleidung und dürfen uns ein paar Runden einfahren. Unser smarter Hipster-Guide Kenneth erklärt uns die Regeln: Spaß haben, ohne sich ernsthaft in Gefahr zu bringen lautet die Devise. Auf dem ersten asphaltierten Stück herrscht Rechtsverkehr, auf der alten Schotterpiste Linksverkehr, immer schön am Abgrund auf der Hangseite entlang. Die gefährlichste Straße der Welt, an manchen Stellen nur 1,5m breit, die einst von den Inkas aus dem Fels gehauen wurde, war lange Zeit die einzige Verbindung von Coroico nach La Paz. Durch die extreme Enge und Steile, die schmalen Kurven und komplett fehlende Sicherheitsbegrenzungen, fielen damals 26 Autos pro Jahr in den Abgrund. Dann wurde die neue Umgehungsstraße gebaut, die die Lage vor 10 Jahren auch erheblich verbesserte. 10 Jahre lang wurde die Straße fast ausschließlich von downhillbegeisterten Biketouristen genutzt. Die neue Straße ist jetzt allerdings schon wieder ganz schön kaputt, vormittags wird instandgesetzt, nur nachmittags darf gefahren werden. Weil die alte Route außerdem deutlich kürzer ist, haben die bolivianischen Autofahrer sie wiederentdeckt. Es ist hier wieder so befahren und fast so gefährlich wie früher.

Und da sollen wir jetzt runter.

Auf der asphaltierten Straße düsen wir gleich ganz schön los, alle in unserer 10-köpfigen Gruppe können super Fahrrad fahren. Nur einem Israeli, der mitgekommen ist, um seinen Kumpel zu begleiten, geht schnell die Puste aus und wir warten immer wieder auf ihn. Dadurch haben wir aber Zeit kurz zu verschnaufen, Fotos zu machen und Autoteile im Abgrund zu bestaunen.

Die Vegetation ändert sich total schnell. Von 100% kahl fahren wir bald hinein in die Wolken, bald durch eine Nebelwand und Sprühregen und es wird schneller grün, als man gucken kann.

Die Raserei geht zu Ende und wir faulen Touris werden für das kleine bergauf führende Stück in den Bus und die Räder auf’s Dach geladen. Wir kommen auf der alten, wirklich wahrhaftigen death road an. Es regnet in Strömen. Wir haben großen Respekt vor der Straße und Julia will am liebsten gar nichts losfahren. Wir werden klatschnass und megamatschig. Wegen der dichten Wolken ist nichts mit Panorama-Gucken. Meine Brille beschlägt alle 20m und die Sicht beschränkt sich so auf ca. 10m. Das Gefühl von Skiurlaub letzte Abfahrt. Und dann, plötzlich und als keiner mehr damit gerechnet hat, hört es auf zu regnen und dann bahnen sich erste zarte Sonnenstrahlen ihren Weg. Mit klarerer Sicht wird erst so richtig klar, welchem Irrsinn wir uns hier aussetzen. Am sogenannten balcony geht es direkt neben der Straße senkrecht 400m nach unten. Mittlerweile sind wir in den vollgrünen Yungas angekommen. Noch eine Sektion, liebevoll „mini death road“ getauft, hier ist man langsam übermütig geworden, weil man an der Bergseite fährt. Mit Vollspeed durch die Kurven. So geil.

Wir stinken wie Hulle, als wir dann wirklich unten ankommen, sind aber amüsiert wie Bolle. Den Rückweg nach La Paz machen wir nicht mit, weshalb wir traurigerweise auch kein „I survived the death road“-T-Shirt bekommen. Dafür bekommen wir Coroico.

2 Gedanken zu „El camino de la muerte

  1. Hiiiilfe! Das ist ja schon beim Lesen kaum auszuhalten. Beinahe hätte ich meinen Kaffee verschüttet vor Aufregung! Zum Glück können wir ja nur zeitversetzt teilhaben, also wenn alle Abenteuer bereits überstanden sind.
    Respekt Julia! Das ist nichts für Muttchen!

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