İstanbul

Wir stehen auf und werden nach kurzer Zeit von einem Dutzend türkischer Jungs belagert, mit denen wir uns eine Quallenschlacht liefern und die zeigen, wie man einfach türkisch tanzen kann.

Als wir mit dem ÖPNV nach Istanbul-Harem (der Busbahnhof auf der asiatischen Seite) reinfahren, denken wir alle 5 Minuten, dass wir doch jetzt mal da sein müssten. Riesige Wolkenkratzer, Hauptstraßen und Prunkgebäude lassen immer wieder das Stadtzentrum a la Potsdamer Platz vermuten. Trotzdem brauchen wir noch über eineinhalb Stunden um im Zentrum der kleineren (!) Seite anzukommen.

Level 1: Ankommen. Level 2: Straße überqueren.

Level 1: Ankommen. Level 2: Straße überqueren.

Am Busbahnhof treffen wir Ugur, der uns bereitwillig erklärt, wie wir am günstigsten wo hin kommen und uns auch gleich noch zu sich nach Hause einläd. Dort könnten wir auch schlafen, wenn wir ihn nur um 22 Uhr zu seinem Feierabend wieder abholten. Die Zeit bis dahin verbringen wir damit Üşküdar zu erkunden. Rechtzeitig wollen wir aufbrechen, bis ich um 21:50 GMT+3h merke, dass ich meine Uhr seit der Zeitzonengrenze noch nicht umgestellt habe. Felix hat eh noch nie eine besessen. Im Sauseschritt mit den „fat ladies“ (wie wir die Rucksäcke liebevoll getauft haben) auf dem Rücken kommen wir schweißgebadet zu spät in Harem an – Ugur ist schon weg.

Jetzt muss schnell Plan B her. Der sieht vor, in ein Hostel einzuchecken. Die gibt es allerdings fast ausschließlich auf europäischer Seite. Als wir das letzte Boot rüber nehmen wollen, ist dieses bereits voll. Und zwar nicht voll im Sinne von „die von Statistikern berechnete maximale Belastung ist erreicht“ sondern voll im Sinne von „nicht mal Lobosch hält es für eine gute Idee, da noch draufzuklettern“, die Leute hängen an der Reeling.

Europa

Europa

Das gleiche Problem haben zwei türkische Mädels auch und wir trauen ihnen eher als uns zu, heute noch einen Weg nach Europa zu finden. Ohne Nachfragen setzen wir uns ins Taxi, rasen nach Üşküdar zurück und steigen dort in einen kleinen Kahn um.

Mit Europa unter den Füßen glauben wir wieder an eine accomodation und tatsächlich: Mit Hilfe eines offenen W-LANs und vieler netter Menschen, die für uns den Weg zeigen, uns begleiten oder für uns telefonieren finden wir zum EastWestHostel in einer Nebenstraße der Istiklal, der Partymeile İstanbuls.

Das Frühstück am nächsten Morgen bringt Ernüchterung und Erleichterung zugleich: Fast jeder hier im Hostel spricht deutsch. Wir haben uns mit Robin und Maria verabredet, zwei Studienkolleg_innen (pra!), die an ein Europaprojekt in 4 Städten noch ein bisschen Istanbul-Urlaub gehängt haben. Als wir uns über den großen Basar und durch schiere Menschenmassen drängeln, halten wir es für ein schwieriges Unterfangen in dieser Stadt überhaupt irgendwann irgendwen zu treffen.

Türkischer Basar

Türkischer Basar

Die ganzen Eindrücke überfordern mich und ich glaube, man muss İstanbul selber gesehen, gespürt, gerochen und gefühlt haben, um zu wissen, was ich meine. Jedenfalls kann ich es an dieser Stelle nicht adäquat in Worte fassen.

vor der blauen Moschee

vor der blauen Moschee

Wir treffen Maria und Robin in der blauen Moschee, die mich aber nach meiner Erfahrung in Sarajevonicht mehr so flasht. Im Anschluß erstehen wir gemeinsam Postkarten und lange, zermürbende und blutig geführte Verhandlungen darum, wer welche Karte an wen schicken darf, beginnen. Wenn also jemand von uns eine Karte mit 2 oder mehr unterschiedlichen Handschriften, oder leicht eingerissenen Seiten bekommt, weiß er Bescheid, woher es kommt.

Wenn drei sich streiten...

Wenn drei sich streiten…

Am Abend können wir uns für keine der vielen Bars entscheiden (manche von uns haben ein Problem mit den Leuten hier, anderen ist da die Musik zu schlecht) und verbringen die meiste Zeit flanierend auf der Straße. Dabei lernen wir den Straßenhändler Dschingis kennen, der in Deutschland studiert hat und jetzt in İstanbul mal Gedichte, mal Luftballons und mal (wie heute Abend) Muscheln verkauft (für politisch unkorrekte Stimmungsmusik hier klicken.). Dschingis bietet uns an, uns eine Unterkunft für die Hälfte vom Hostelpreis klarzumachen. Als wir uns interessiert zeigen, führt er uns in ein indisches Kulturzentrum, welches von seinem Kumpel Dean geleitet wird. Dean versucht eine türkische Hare Krishna-Gemeinde aufzubauen, er ist Inder und kommt aus London. Wir verabreden die Schlüsselübergabe für den nächsten Tag und schlafen nochmal im Hostel.

3 Gedanken zu „İstanbul

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