Grenze Peru-Bolivien

Wir fahren gefühlt Tage lang Bus. Als wir zurück nach Bolivien möchten, bekommen wir an der Grenze ernste Probleme. Wir haben vor 3 Wochen zwar einen Ausreisestempel aus Bolivien erhalten, nicht jedoch den Einreisestempel nach Peru. Wir waren also 3 Wochen lang illegal im Land. Der Grenzbeamte erklärt uns mit bierernster Mine, dass wir jetzt mit der Polizei zurück in die nächstgrössere Stadt Puno (3 Stunden in die Richtung aus der wir gerade kommen) fahren müssten, um von dort aus nach Bolivien oder Deutschland abgeschoben zu werden. Es sei denn… wir bezahlen jetzt auf der Stelle 50US$ „Strafe“ pro Person, dann könnte er das mit den Stempaln irgendwie deichseln. Widerlicher Typ. Wir lassen uns zum Glück ersteinmal nicht darauf ein und verbringen ein paar Stunden überlegend im Grenzgebiet. Der Bus, den wir nach Copacabana gebucht haben, schmeisst uns unser Gepäck vor die Füsse und erklärt uns, dass wir das jetzt allein regeln müssten. Freundlicherweise wird uns noch die Richtung gezeigt, in der wir einen colectivo, einen Kleinbus nach Copacabana finden können. An der Routine des Busbegleiters merkt man, dass wir kein Einzelfall sind. Kurz darauf begegnen wir einer Französin mit dem gleichen Problem, sie hat den Stempel nicht, ihre beiden Freundinnen, mit denen sie zusammen eingereist war, schon. Wir schliessen daraus, dass die Grenzbeamten systematisch und mit Absicht Stempel „vergessen“, um sich so bei Wiederausreise ein Bakshish zu verdienen. Wer nicht alle Stempel nachkontrolliert, oder wie wir gar nicht weiss, dass man immer 2 braucht, ist gelackmeiert. Die Französin hat sich übrigens auf den 50$-Deal eingelassen, wurde dann aber im nächsten Häuschen gleich nochmal zur Kasse gebeten: 68 US$ für die Zollfreiheit.

Der Reiseführer weist auf korrupte Grenzbeamte hin und empfiehlt, kleinere Beträge einfach zu bezahlen, um sich grössere Scherereien zu ersparen. 118$ pro Nase sind für uns kein kleinerer Betrag. Wir beschliessen Kontaktaufnahme mit der Mutterstadt. Verrückterweise hängen hier im Grenzort aber alle mit drin in der Korruption. Öffentliche Telefone funktionieren plötzlich angeblich nicht mehr und unser Handy aufladen dürfen wir in keinem der 3 Läden, „alle Steckdosen belegt“. Als wir das Telefon einfach ausprobieren wollen, werden wir förmlich weggezerrt. Zur Polizei zu gehen scheint auch aussichtslos. Die Zöllner und Polizisten feiern sich zusammen auf den Ertrag der letzten Tage, ein Bündel Dollarnoten, dass einer der Grenzer stolz präsentiert. Unser Glück ist, dass die Beamten, ausser wenn es um ihr Schmiergeld geht, äusserst faul sind. So können wir einfach unbemerkt nach Bolivien rüberlaufen, ohne aufgehalten zu werden. Trotzdem brauchen wir die blöden Stempel noch, ansonsten könnte es am Flughafen ungemütlich werden.

Aus Bolivien können wir in Berlin anrufen und bekommen von dort bestätigt, dass einfach zahlen wohl das Beste wäre. Trotzdem wird diese Option nur zu Plan C erkoren.

Plan A scheitert, als wir versuchen, die bolivianischen Grenzer zu bestechen, unseren Ausreisestempel einfach zu annullieren. Da könne man leider gar nichts machen, unsere 100 Bs nehmen sie trotzdem gerne und schmieden uns dafür einen ausgeklügelten Notfallplan, der wohl mit 300 Bs Strafe pro Person am Flughafen in Santa Cruz endet und von uns ein bisschen Lug und Betrug verlangt. Wir geben uns damit halb zufrieden und nehmen dann Plan B in Angriff. Wir fahren einfach nach Copacabana und verschieben das Problem um ein paar Tags. Dass das auch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, erfahren wir spätestens, als wir uns am Abend viele mehr oder weniger lustige Grenzgeschichten aus Südamerika ergoogeln.

Also am nächsten Tag früh raus und zurück nach Peru gefahren, vorher ein paar Dollars ertauscht. Unser amigo von gestern sitzt noch immer im Grenzbüro und lässt sich darauf ein, uns für 20 $ pro Person Ein- und Ausreisestempel von heute einzustempeln. Völlig sicher, behauptet er, niemand guckt auf den vorletzten Stempel. Der Deal beinhaltet auch freie Passage im Zollhäuschen. Im Endeffekt lassen wir uns also nur einige Dollars und 24 Stunden Lebenszeit stehlen und werden dafür Zeit unseres Lebens immer sorgfältig alle Stempel kontrollieren. Ich verkneife mir beim Rausgehen noch ein lautstarkes „No a la corrupción“, Wahlspruch der meisten Politiker hier. Krass, wie die Korruption hier noch so viel offener gelebt wird als bspw. in Rumänien.

Die Bolivianer lassen sich übrigens nichts anmerken und lachen beim Blick auf die Stempel höchstens innerlich ein bisschen. Die Beamten sind zufrieden mit ihrem Taschengeld, wir sind sehr erleichtert und hoffen in Santa Cruz keine Probleme mit dieser Mauschellösung zu bekommen.

2 Gedanken zu „Grenze Peru-Bolivien

  1. Man, man, man. Das hat ja schon Krimicharakter. Ich hab jetzt noch leicht feuchte Hände und Augen. Kommt mal schnell nach Hause, ich stempel euch meinen selbstgeschnitzten Einreise- und Ausreise- Kartoffelstempel in den Pass ;-)).
    Naja, bald ist es ja soweit. Freu mir!

  2. NA, DANN MAL WELCOME HOME! GESTEMPELT UND MIT ALLEN WASSERN GEWASCHEN!!!
    SIND GESPANNT AUF DEN SCHLUSSBERICHT AUS SANTA CRUZ – SCHADE, DASS IHR DIRKS SELBSTGESCHNITZTEN EINREISE- UND AUSREISE-KARTOFFELSTEMPEL NOCH NICHT IM PASS HABT!

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