Wir fahren von Rurre nach La Paz. Auf dem Hinweg hatte noch alles verhältnismässig gut geklappt. „Verhältnismässig“ bedeutet hier immer unter 2 Stunden Verspätung. Die von den Unternehmen angegebenen Fahrzeiten sind, so vermute ich, die Weltrekorde, eingefahren bei freier Bahn und mit Rückenwind. Jetzt stehen die Zeichen jedenfalls schlecht. Der seit 3 Tagen andauernde Regen hat die Sandstrassen in Schlammpisten verwandelt. Wir brauchen für die 450km geschlagene 30 Stunden. 1 mal bleiben wir im Sonnenaufgang und vor allem im Schlamm stecken und müssen stundenlang freischaufeln, 1 mal schläft unser Fahrer ein Sekündchen ein und steuert in ein Gebüsch, kein Wunder bei 30 Fahrtstunden ohne Fahrerwechsel. Ein Bagger kommt und befreit uns. Die grösste Verzögerung entsteht durch einen Erdrutsch, dessen Beseitigungsarbeiten uns zu einer Pause von 6 Stunden zwingen. Zu allem überfluss bekommen wir in der zweiten Nacht einen schlimmen Unfall zu sehen. Ein Taxi ist gerade neben der Strasse in den 15m-Abgrund gestürzt, Helfer leuchten und rufen Anweisungen, es scheint Überlebende zu geben. Vielmehr erfahren wir beim Vorbeifahren nicht. Dann noch ein kleiner Zusammenstoss von unserem Bus mit einem entgegenkommenden Taxi und mit den Nerven am Ende hören wir, wie sich erst die beiden Fahrer und dann immer mehr aus den pausenlos hupenden Autos aussteigende Männer darum streiten, wer Schuld hat und warum. Die Sache dreht sich zu Gunsten unseres Fahrers, als sich herausstellt, dass der Taxifahrer gar keinen Führerschein (!) hat.
Die lange Fahrt hat schliesslich auch ihr Gutes. Wir lernen ein paar Franzosen kennen, mit denen wir nachts im Hostel einchecken und 2 Tage in La Paz verbringen. Wir finden zufällig eine nette Bar und verbringen dort 2 Abende.
Die nächste Busfahrt (La Paz – Lima mit Umstieg in Puno am Titicacasee) wird die teuerste ever. 550 Bs, 5x mehr als wir bis jetzt maximal bezahlt hatten. Hallo Peru, hier ist plötzlich alles „nur noch“ 2x billiger als in Deutschland (und nicht 5x). Dafür gibt’s „Vollverpflegung“, Essen aus Plastikschalen, 3x ekliger als im Flugzeug.
Eine völlig durchgeknallte Stewardess und ein Fehler im Buchungssystem runden das Programm ab. Dieser Fehler macht, dass beim Umstieg in den nächsten Bus für unsere 5er Gruppe (die beiden Franzosen Audrey und Camille, ein Spanier und wir) nur 3 Plätze im Anschlussbus zur Verfügung stehen. Erschwerend hinzu kommt, dass wegen Schneestürmen im südlichen Peru auch keine weiteren Busse mehr zu erwarten sind. Nach ewigem hin und her verabschiedet sich der Spanier mit der Nachricht, dass gestern Nacht im Bus Leute erfroren wären und bucht sich deshalb lieber einen Flug. Na danke. Den 4. Platz buchen wir unter Zugzwang gegen eine viel zu kleine Entschädigung in die Holzklasse um. Audrey opfert sich für die Gruppe und fährt semi-cama. Im Bus laufen schreckliche Musikvideos bei ca. 150 dB und es gibt noch einmal HappiHappi, bevor ich auf dem Weg nach Lima einschlafe…
MEINE GÜTE, LOBOSCH! DAS WAR JA NE ABSOLUT GERÄDERTE TOUR!
WIR VÖLLIG KONSTERNIERTEN DAHEIMGEBLIEBENEN KÖNNEN DOCH HOFFENTLICH DAVON AUSGEHEN, DASS WENIGSTENS EURE BUSFAHRER STETS IM BESITZ EINER ERFOLGREICH BESTANDENEN AMTLICHEN FAHRERLAUBNIS WAREN – ODER?!
VIEL SPASS & ALLES GUTE WEITERHIN!!
Etwas verwirrt: ihr seid doch schon in Lima gewesen? Nochmal dahin? Und mit solchen Hindernissen? Warum bloß?